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Wie entwickelt sich der Wald?

 


Egal, um welches Thema es geht, es ist heutzutage sehr schwer, Fakten als solche zu erkennen. Geredet wird auch über Holz viel. Medien und das Internet liefern immer Argumente und nicht prüfbare Behauptungen für jeden gewünschten Standpunkt. So ist es bei wichtigen Themen ratsam, direkt
bei den Leuten nachzufragen, die sich auskennen.

Der Status quo in Österreich – ein Interview

Dieser Hargassner-Blog folgt einem Interview mit dem Top-Waldexperten Dr. Silvio Schüler aus der Videoreihe „Holzfakten“ vom Juni 2023. Schüler ist der Leiter des „Instituts für Waldwachstum, Waldbau und Genetik“ des Bundesforschungszentrums Wald. Die Einrichtung betreibt mehrere Standorte in Österreich und eine Direktion in Wien. Geführt wird das Interview von Heinrich Sigmund, Geschäftsführer des österreichischen Fachverbandes Holzindustrie in Wien.

 

Die zentralen Aufgaben des Fachinstituts sind der Aufbau, die Erhaltung und die Nutzung von Waldbeständen unter Beachtung ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte. Es erfasst das Waldwachstum als Nachhaltigkeitskriterium und prüft waldbauliche Behandlungs- und Arbeitskonzepte. Aufgrund der Fachbereiche lagen die Hauptschwerpunkte Schülers in den letzten Jahren in der Erforschung der Anpassung des Waldes an den Klimawandel und wie die Zukunft des Waldes aussehen könnte.

Dr. Silvio Schüler

Heinrich Sigmund

Sigmund: Hr. Dr. Schüler, wie ist der Zustand des Waldes? Geht es dem Wald gut? Wird die Waldfläche größer oder kleiner?

 

Schüler: Dem österreichischen Wald geht es derzeit sehr gut. Seit mehr als fünfzig Jahren wächst die Waldfläche in Österreich an und gleichzeitig hat seit Mitte der Sechziger Jahre die Menge an Holz, die im Wald steht, deutlich zugenommen.

Sigmund: Wie wird sich der Wald in Zukunft entwickeln? Stichwort Monokulturen und Klimawandel?

 

Schüler: Wenn wir sehen, welche Auswirkungen der Klimawandel heute schon hat, haben wir Bedenken, dass die Richtung so weitergeht. Wir sehen aber auch einige sehr positive Entwicklungen. Seit dreißig Jahren nimmt der Anteil der Mischwäldern stetig zu. Reine Fichtenmonokulturen sind z. B. innerhalb einiger Jahre von 50 % auf 36 % gefallen. Es wird bereits intensiv daran gearbeitet, das Risiko der Monokulturen abzusenken.

Sigmund: Auf europäischer Ebene wird diskutiert, den Wald außer Nutzung zu stellen oder zumindest weniger Holz zu ernten. Ist das sinnvoll?

 

Schüler: Diese Frage ist sehr schwierig. Gerade für Österreich besteht der Großteil der Holzmenge im Wald aus anfälliger Fichte. Wenn wir das einfach stehen lassen, dann kommen in den nächsten Jahrzehnten mit Sicherheit große Schadereignisse auf uns zu wie z. B. Käferbefall. Das sehen wir kritisch. Wichtiger ist in der Situation ein proaktives Wald-Management und das heißt: langsamer, aber aktiver Waldumbau.

 

Sigmund: Vielen Dank für das Gespräch.